1480 ca. Der Hausbuchmeister (um 1480)

Sven Schalenberg, 2021 bis 2023 Ölmalereiprojekt zum zeichnenden Hausbuchmeister von 1480:

Kunstgeschichte aller Zeiten ist Thema, Inspiration  und Steinbruch für die malerische Auseinandersetzung von Sven Schalenberg. Dabei ist es völlig gleich, ob es zeitgenössische Kollegen sind, oder alte Meister. Besonders die Alten Meister der Renaissance bieten dabei starke Inspiration für Neues. Dürer, Grünewald, Holbein und natürlich die Italiener sind immer wieder Thema.

Der Hausbuchmeister (um 1480), gelebt eventuell  1445-1511, trägt einen „Notnamen“ und ist als Person gar nicht mehr fassbar.

Kunstgeschichte
Saturn Zeichnung vom Hausbuchmeister

Von Basel bis Amsterdam ordnet man ihm grafische Werke zu. Eine ganz wichtige Spur zu dem großen Unbekannten führt nach Worms: Zu dem Maler Nicolaus Nievergalt, oder Niefergolt. Ihm hat man seinen goldenen Dienst vielleicht nie zu vergelten vermocht. Aber auch der Vater, Goldschmied in Speyer, hieß schon so. Ich vermute einen sehr gutherzigen (auch ein Gothard, wie Mathis) und bescheidenen Maler und vor allem Zeichner, der es noch nicht nötig hatte mit Signatur zu glänzen.

Meiner Meinung nach finden wir sein Abbild sicher auch irgendwo im großartigen Zyklus des „Mainzer Marienleben“. Mit ewig gültigen Alltagsszenen ist seine Erzählung eigentlich zeitlos. Manche Gesichter, Augen, Nasen und Details sind so modern gesetzt, wie heute Manga-Comic-Zeichner kaum besser sind. Bei den nicht unumstrittenen Zuordnungen sehen Fachleute bis zu fünf Handschriften, also unterschiedliche Zeichenstile, und sogar differente Personen. Die hervorragende Qualität seines Zeichenstils zeigt uns wirklich einen großen Meister, der damals auch sicher kein Unbekannter war. So viele wird es davon sicher nicht gegeben haben. Aber bei den Planetenbildern spricht man immerhin nur noch von 2 Künstlern. Bei längerer Betrachtung erst verstehe ich seinen Stil, der so sehr eigen ist, daß ich denke: So viele kann es davon gar nicht gegeben haben.
Man kann ihn auch in einiger Tafelmalerei der Zeit erkennen. Am stärksten spürt man eine Ähnlichkeit wohl im Zykluds des Mainzer Marienleben. Differierende Handschriften eines einzigen Künstlers gibt es immer wieder. Vielleicht hatte er mal zu viel, oder eben zu wenig getrunken, oder sonst ein Unbill, das ihn hin und her warf…?
Auch eine zeitliche Unterbrechung kann zur anderen Handschrift führen.

Wir können dazu heute nur spekulieren …

Im Herbst 2020 fand die nun von mir vorgelesene Romantrilogie nach Leo Weismantel, zu Mathis Nithard, genannt Grünewald, mit dem dritten eingelesenen Hörbuch den Abschluß. Dabei beschloss ich nun drei Motive des sogenannten Hausbuchmeisters, die in den Romanen eine ganz wesentliche Rolle spielen, nun auch in Öl zu malen.

Saturn Samstag
Saturn, Samstag, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2021, Schalenberg Sven
Schalenberg malt zum Hausbuchmeister
Der Lustgarten, erste Version, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2021, Schalenberg Sven
Schalenberg malt nach dem Hausbuchmeister
Das Bergwerksblatt, erste Version, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2021, Schalenberg Sven, evtl. die Gegend um Kirn – Fischbach

Der Lustgarten, Saturn und das Bergwerk, 2020 bis 21. Bei so intensiver Betrachtung konnte ich mich fast in die, nun immer markanter verstandene, Handschrift des „Hausbuchmeister“ verlieben. Danach festigte sich 2021 der Wunsch nun doch alle sieben Planetenblätter farbig zu malen. Also kamen noch sechs neue …

Sol Zeichnung vom Hausbuchmeister
Merkur Zeichnung vom Hausbuchmeister
Merkur Zeichnung vom Hausbuchmeister
Venus Zeichnung vom Hausbuchmeister
Mars Zeichnung vom Hausbuchmeister
Luna Zeichnung vom Hausbuchmeister
Detail von Luna Zeichnung vom Hausbuchmeister

Hausbuchmeister

In der letzten Detailvergößerung sieht man auch, welche zeichnerische Kraft in der rätselhaften Narration aus dem Alltagsleben der Frührennaissance steckt. Zum Beispiel ist die Frau, von der man erst meint, sie gebe einem Kind einen Zucker, angekettet an die Hütte. Warum? Tatsächlich ist sie der Empfänger einer kindlichen Mitleidsgabe.

Auch der Hausbuchmeister hatte Vorgänger und Arbeitsvorlagen. Das Tübinger Luna-Blatt zeigt solches Detail mit gefangener Frau noch nicht. Nach längerer Motivrecherche im Netz fand ich auch noch das sechste mir fehlende Stern-Motiv und auch die Vorgänger zum Planeten-Zyklus im Tübinger und im Kasseler Archiv.

Mit Sicherheit hatte der Hausbuchmeister die Tübinger Blätter, oder Kopien davon gekannt. Beispiel: Saturn: ausser der Backstube tauchen alle Motive auch wieder auf.

Saturn Zeichnung aus dem Tübinger Archiv

Im 15. Jahrhundert waren fünf der Planeten des Sonnensystems bekannt. Auf dem dritten saßen wir selber, mit Terra also sogar sechs. 6 Planeten mit Erde. Mit Sonne und Mond hatte man also schon acht solare Himmelskörper im Blick. Erst Bernhard Weller wies mich gerade 2021 beim Atelierbesuch darauf hin, daß die sieben „Planeten“ auch die Wochentage abbilden. Grandios:

Saturn Samstag
Saturn, Samstag, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2021, Schalenberg Sven
Luna, Montag, Sternzeichen Krebs, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg

Lundi, Lunes, Lunedi, Montag=Luna=Arbeitstag-Mühle-Korn-Energie-Schwimmen-Gaukler-Medicus.

Mars, Dienstag, Sternzeichen Widder und Skorpion, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg

Mardi, Martedi, Martes, Dienstag=Mars=Krieg-Zerstörung-Feuer-Viehraub-Mord.

 
Merkur, Mittwoch, Sternzeichen Zwilling und Jungfrau, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg

Mercredi, Mercoledy, Miercoles, Mittwoch = Merkur = Kunst-Maler-Bildschnitz-Gelehrbarkeit-Schule-Orgel-Goldschmied.

Jupiter, Donnerstag, Sternzeichen Schütze und Fische, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg

Jeudi, Jueves, Giovedi, Donnerstag = Jupiter= Jagt-Schützen-Studierstube-Hohheit-Gerichtsbarkeit.

Venus, Freitag, Sternzeichen Waage und Stier, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg

Vendredi, Viernes, Venerdi, Freitag = Venus = Liebe-Erotik-Musik-Tanz-Kupplerin

Saturn Samstag
Saturn, Samstag, Sternzeichen Steinbock und Wassermann, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2021, Schalenberg Sven

Saturday, Samstag = Saturn = Pflug-Acker-Gartenarbeit-Henker-Märtyrer-Gefängnis-Pranger-Behinderte-Schlacht

Sonntagsbild Schalenberg Hausbuchmeister
Sol, Sonntag, Sternzeichen Löwe, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg

Sonne, Sunday, Sonntag = Sol = Sport-Wettkampf-Kirche-Almosen-Feier „Eine Woche Renaissance“ könnte nun der Titel zur Ausstellung werden …

Luna, Montag, Sternzeichen Krebs, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg
Mars, Dienstag, Sternzeichen Widder und Skorpion, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg
Merkur, Mittwoch, Sternzeichen Zwilling und Jungfrau, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg
Jupiter, Donnerstag, Sternzeichen Schütze und Fische, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg
Venus, Freitag, Sternzeichen Waage und Stier, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg
Saturn Samstag
Saturn, Samstag, Sternzeichen Steinbock und Wassermann, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2021, Schalenberg Sven
Sonntagsbild Schalenberg Hausbuchmeister
Sol, Sonntag, Sternzeichen Löwe, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2023, Schalenberg

Und es wird etwas wieder geboren… Alle Bilder sind Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm, 2020-2022, wie auch die zwei ersten, „Bergwerk“ und „Lustgarten“, also 9 formatgleiche Leinwände, die in Reihe überall zur Geltung kommen.
Das Bergwerksblatt, so die Vermutung bei Leo Weismantel, könnte die Gegend an der mittleren Nahe darstellen (Kirn / Fischbach).
Deshalb auch die neuen Flieger im Himmel, die in Richtung Flughafen Hahn ziehen.
Der Lustgarten feiert sein entblößtes Vergnügen nun unter dem Feuer der heute brennenden Taiga, auf dem satt gegossenen „Green“, wie beim Golfen in elitär geschlossener Gesellschaft.
Von diesen beiden Motiven sind gerade zwei größere Varianten in 110 x 80 cm entstanden.
Die Vorlagen des Hausbuchmeisters sind so gut, dass man sie gerne auch weiter weit aufblasen mag …
Eventuell besteht auch Interesse die ganze Planeten-Reihe nochmals vergrößert auszuführen …
Erst gibt es aber vorher noch vier weitere Genremotive aus dem Hausbuch, wieder in 70 x 50.

Auszug aus Wikipedia:
Meister des Hausbuches
Der Meister des Hausbuches, häufig kurz als Hausbuchmeister bezeichnet, auch unter dem Namen Meister des Amsterdamer Kabinetts, Meister der Genreszenen des Hausbuches und   des Speyerer Altars bekannt, ist eine kontrovers diskutierte Gruppe deutscher und vermutlich auch niederländischer Zeichner, Maler, und Stecher, die zwischen etwa 1470 und 1505 im Raum der Rheinpfalz und am Mittelrhein tätig war und nach dem Hausbuch ehemals auf Schloss Wolfegg benannt wird.

Künstlerhände im sogenannten Wolfeggschen Hausbuch

Namensgebend für die Gruppe von Künstlern war eine etwa um 1480 illustrierte Handschrift, die bis 2008 in der Bibliothek der Fürsten von Waldegg-Wolfburg aufbewahrt wurde. Die Handschrift wurde im 19. Jahrhundert unter der neu formulierten Bezeichnung „Hausbuch“ reproduziert und bekannt. Da man damals von einem Zeichner ausging, bürgerte sich der Notname „Hausbuchmeister“ zunächst im Singular ein.

Nach neueren Erkenntnissen aus den 1990er Jahren werden in der Handschrift des Hausbuches mindestens fünf verschiedene Zeichnerhände erkannt.[1] Bei dem sogenannten Meister des Hausbuches handelt es sich nach aktuellem Forschungsstand wahrscheinlich um mehrere Künstler, wobei aber der Zeichner der Planetenbilder Mars, Sol und Luna (Künstlerhand II) als die eigentlich bedeutende Künstlerpersönlichkeit angesehen wird und vor allem hier nach seinem weiteren Werk gefragt wird. Dieser Meister der drei besonders qualitätvollen Planetendarstellungen ist in der Kunstwissenschaft auch eindeutiger als Meister des Amsterdamer Kabinetts bekannt, da er eine größere Zahl von bedeutenden und in der Kunstgeschichte sehr bekannten Kaltnadelarbeiten im Amsterdamer Rijksmuseum geschaffen hat. Der Zusammenhang der drei Planetenbilder und der Kaltnadelarbeiten ist im Gegensatz zu vielen anderen Zuschreibungen von der Wissenschaft nie infrage gestellt worden.

Dieser Hausbuchmeister im engeren Sinn (Zeichner der drei Planetenbilder und der Kaltnadelstiche) arbeitete mit großer Sicherheit überwiegend am nördlichen Oberrhein bzw. südlichen Mittelrhein[7] im Raum der fürstlichen Höfe in Mainz oder Heidelberg.

Der Werkkomplex des sogenannten Hausbuchmeisters wurde stilprägend für die Kunst am Mittel- und Oberrhein im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts und muss bei Künstlern (z. B. Albrecht Dürer) sowie Auftraggebern besonders aus dem höfischen Umfeld (wie z. B. Johann XX. von Dalberg) auf großes Interesse gestoßen sein.

Viele der in der älteren Kunstgeschichte dem Meister zugeschriebenen Werke sind nach den neueren Forschungen von Daniel Hess[10] wahrscheinlich nicht persönlich auf ihn zurückzuführen oder nicht vollständig von ihm ausgeführt, auch wenn enge Kontakte deutlich erkennbar sind.

Hier wird u. a. der Notname Meister des Speyerer Altars verwendet, ohne das damit endgültig eine fremde Urheberschaft bewiesen wäre. Vielleicht sind viele der stilistisch ähnlichen Werke in seiner Werkstatt entstanden. Es besteht eigentlich kein Zweifel, dass es eine solche als Rahmen für die vielen stilistisch und motivisch von dem Hausbuchmeister abhängigen Arbeiten gegeben haben muss. Ob sie von dem Meister des Hausbuches alias Meister des Amsterdamer Kabinetts selbst geführt wurde, darüber herrscht in der Kunstwissenschaft keine Einigung. Ebenso ist ihr Ort nicht bekannt; es werden die Orte Heidelberg, Mainz und Speyer besonders in Betracht gezogen.

Versuche einer Identifizierung des Hausbuchmeisters

Wiederholt ist versucht worden, die konkrete historische Identität des führenden Künstlers (Meister des Amsterdamer Kabinetts) oder anderer Künstler des Hausbuches zu ermitteln. Die von mehreren Kunsthistorikern verstärkt seit 1936 vertretene These, dass der Meister des Hausbuches (im engeren Sinn) mit dem dokumentarisch und mit bedeutenden Werken in den 1480er Jahren in Mainz nachgewiesenen Erhard Reuwich aus Utrecht zu identifizieren sei, hat sich bis heute nicht völlig durchsetzen können.[11] I

 (Die Zeichnungen, die man heute dem Reuwich zuordnet haben aber längst nicht die dramaturgische Qualität des Hausbuchmeisters, sind eher brave Abschilderungen topografischer  Gegebenheiten. Ihn darf man getrost vergessen. Auch Weismantel nahm ihn nicht so wichtig.)
 

Nikolaus Nievergalt

(auch: Niklas Nievergalt, Nifergalt, Nievergolt)

(* um 1445 in Speyer; † vor dem 18. Februar 1511 in Worms)

war ein zwischen 1483 und 1511 in Worms nachweisbarer Maler und Ratsherr,

dessen Werk nur noch schwer greifbar ist.

Leben

Nikolaus Nievergalt entstammte einer verzweigten Familie von Goldschmieden und Malern in Frankfurt am Main und in Speyer.
In Speyer war vor 1400 von Hans Nievergalt eine Malerwerkstatt gegründet und von Peter Nievergalt bis mindestens 1449 weitergeführt worden.
Nikolaus Nievergalt war der Sohn Peters und wanderte nach Worms aus, wo er 1483 das erste Mal nachzuweisen ist. Hier richtete er eine Malerwerkstatt ein, die wichtige Aufträge erhielt.
1495 bewohnte Nievergalt in Worms das Haus Zum Schlüssel. Er war mit dem Heidelberger Hofmaler Meister Ludwig und dem Heidelberger Hofsänger, Dichter und Arzt Johann Steinwert von Soest verschwägert.
Nievergalt wird in verschiedenen Textquellen aus späterer Zeit sehr lobend beschrieben.
Der Straßburger Kaufmann Balthasar Künast besaß im 17. Jahrhundert eine Mappe mit „gerissenen und gezeichneten Sachen hochberühmter Maler“ und nennt hier auch „Nyfergald von Worms“.

Mögliche weitere Zuschreibungen

Ein mögliches Werk von Nievergalt: Anbetung der Könige auf dem Boßweiler Altar, um 1505.
Die aktuelle kunsthistorische Forschung identifiziert Reste des erhaltenen Werkes einer Malerwerkstätte, die zwischen etwa 1490 und etwa 1510 in Worms tätig gewesen sein muss.[5] Es handelt sich um den sogenannten Wolfskehler Altar aus der Zeit um 1490/1500, der heute in der evangelischen Kirche von Wolfskehlen aufgestellt ist, und um den sogenannten Boßweiler Altar aus der Zeit nach 1505, der aus einer Wormser Kirche stammen soll. Der Werkkomplex wird unter dem Notnamen des Meisters des Wolfskehler Altars geführt. Es wäre zu überlegen, ob damit nicht Werke von Nikolaus Nievergalt erhalten geblieben sind, denn weitere Malerwerkstätten sind für diese Zeit in Worms nicht nachweisbar.

Der Kunsthistoriker Walter Hotz hat in den 1950er Jahren versucht, Nievergalt mit dem Hausbuchmeister zu identifizieren. Diese These ist weitgehend abgelehnt worden und wird kaum weiter verfolgt. (Wichtig war hier nun der Hinweis auf den Wormser Kunsthistoriker und Pfarrer Walter Hotz, dessen Darlegungen nun doch durchaus überzeugen und weiter verfolgt werden müssen.

Der eigentlich interessante Hinweis, wer dann, und warum seine Thesen abgelehnt hat, fehlt leider. Wer ist der Antipode vom Hotz?)
Ich finde die These Hausbuchmeister=„Nivergalt“ nun aber wieder interessant, denn der viel und sicher zeichnende Hausbuchmeister muß ein Großer, also damals kein Unbekannter sein.

Der Romanautor Weismantel zieht ihn sogar mit Grünewald gleich. Dazu verleitete in wohl die Wassermühle mit Springbrunnen und das Bergwerksblatt. Der Mathis Nithard, auch als Wasserkunstmeister und Bergwerksentwässerer belegt, hat als „Grünewald“ aber ganz andere Handschrift.

Beider Mal- und Zeichenstil passen gar nicht zusammen!
An dieser Stelle geht der Weismantel sicher zu weit in seiner Roman-Zuschreibung! Allerdings macht das Mühlengestell und der lustige Springbrunnen im „Lustgarten“ wirklich sehr stutzig: Sie sind von einer extremen technischen Qualität, die jedem Ingenieur gut steht. Solch eine Konstruktion macht keiner, der nicht wirklich Ahnung von der Sache hat! Da sitzt jeder Zapfen im Balken wie eine exakte Bauanweisung. Ähnliche Zimmermannsleistung sieht man auch in den Balkonen und Brücken aus anderen Genre-Blättern.
Falls aber der Mathis Nithard gar der Hausbuchmeister und Wasserkunstmeister wäre, so ist der auch falsch benamte Grünewald doch wieder ein Anderer, und in seinen Zeichnungen die großen (eh suspekten) MGNs nur nachträgliche Fälschung der Nachbesitzer.
Auch das wäre völlig verrückt. Nein der Mathis scheint schon gesetzt für den Isenheimer Altar und die heikle Bauernkriegsfahne. Und wer den Isenheimer gemalt hat, war nicht am Speyerer Altar.

Studiert man den Walter Hotz, ist man sehr erstaunt, was der auch zu Mathis Nithard sehr schlüssig zu Tage gebracht hat. Er weist ihn auch als Bildhauer nach und die Handschrift stimmt mit der genialen Malerei tatsächlich zusammen. Toll! Aber die Verwirrung steigt nur immer mehr und mehr. Wenn der Hausbuchmeister der gleiche ist, wie der Meister des Amsterdamer Kabinetts, was der Zeichenstil in diesem Fall tatsächlich nahelegt, so ist er auch ein ganz früher Stecher. Nievergalt kommt eben vor allem auch aus dem Goldschmiedekreis, genau wie die Stecher Schongauer und Dürer. Selbst der Mathis könnte vom Eligius von Straßburg her kommen. Dann hatte auch Mathis Kontakt zu diesen Kreisen.

Nur von diesen Goldschmiedewerkstätten, kommt das noch neue Wissen der Zeichnung auf Metall und deren Druckreproduktion, also der ganz neuartige, mit Kraft gepresste Tiefdruck.

Walter Hotz scheint doch Recht gehabt zu haben! Er belegt die These „Hausbuchmeister war Nivergalt“ auch mit Urkunden, die doch eigentlich auch überzeugen sollten. Er gehört jedenfalls wieder neu diskutiert…

Der Wormser Nievergalt ist auch ein ganz heißer Kandidat für das grandiose „Mainzer Marienleben“ und weiterer verwandter Altäre am Mittelrhein.

Darin suche man eventuell nach dessen Konterfei…

Vorschlag: Die einzige Figur im Marienzyklus, (Die Jüngerversammlung bei Maria), die direkt aus dem Bild heraus schaut und den Betrachter anblickt.

Apostel aus dem Mainzer Marienleben, Öl auf Leinwand, 40 x 30, 2023, Schalenberg

Ah, nein, es gibt noch einen, einen Dechanten am Rande der Beschneidung, etwas älter, etwas schlanker, eventuell auch verwandt, aber nicht ganz der Gleiche.

Dass sie sich Beide, links, wie rechts, auf ein Buch stützen ist wohl Ironie des Schicksals, denn der Notname „Hausbuchmeister“ entstand ja erst viel später, als man die leicht farbigen Zeichnungen im Hausbuch von Wolfegg unsigniert gebunden fand.

Also das Malprojekt 2021 bis 2023 war nun die farbige Fassung seiner sieben Planeten-Zeichnungen, vergrößert nun in Öl auf Leinwand, 70 x 50…

In 2022 – 2023 kommen noch vier weitere Motive des Hausbuchmeisters dran.

Alle Bilder sind Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm, 2020-2022,
wie auch die zwei ersten, „Bergwerk“ und „Lustgarten“,
also 9 formatgleiche Leinwände, die in Reihe überall zur Geltung kommen,
am besten wohl im Turmzimmer der Mainzer Kunsthalle.

Schalenberg malt zum Hausbuchmeister
Der Lustgarten, erste Version, Öl auf Leinwand, 70 x 50, 2021, Schalenberg Sven

Das Bergwerksblatt, so die Vermutung bei Leo Weismantel, könnte die Gegend an der mittleren Nahe darstellen, (Kirn / Fischbach), deshalb auch die neuen Flieger im Himmel, die in Richtung Flughafen Hahn ziehen.
Der Lustgarten feiert sein entblößtes Vergnügen nun unter dem Feuer der heute brennenden Taiga, auf dem satt gegossenen „Green“, wie beim Golfen in geschlossener Gesellschaft.

evtl. Gegend um Kirn - Fischbach
Das Bergwerksblatt, zweite Version, Öl auf Leinwand, 110 x 80, 2023, Sven Schalenberg
Schalenberg malt zum Hausbuchmeister
Der Lustgarten, zweite Version, Öl auf Leinwand, 110 x 80, 2021, Schalenberg Sven

Von diesen beiden Motiven sind gerade zwei größere Varianten in 110 x 80 fertig.
Eventuell besteht auch Interesse die ganze Planeten-Reihe nochmals vergrößert auszuführen … Vielleicht gibt es aber vorher weitere Genremotive aus dem Hausbuch in 70 x 50.

Hahnheim, 2023-06-26