Das Angelbaum-Projekt

Das Angelbaum-Projekt bearbeitet den legendären wahrscheinlich 1000 Jahre alten „Angelbaum“ , der bis 1999 in Hahnheim gestanden hat, in Bildern und Holzobjekten.

 

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„ZEIGE DEINE WUNDE“ ist ein altes Thema der Kunst- und Religionsgeschichte.

„HEILEN HELFET HEILIG“ antwortet das zweite Stück in drei Worten in Versalien aus Blattgold.

 

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Beide Objekte stehen heute im Hahnheimer Rathaus als Paar gegenüber.

 

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Die rheinhessische „Effe“ war eine riesige Ulme, die weithin als Landmarke sichtbar war.

Weil der Baum an der ehemaligen Gemeindewiese, also am Anger stand, „Angel“ im rheinhessischen, wird er Angelbaum genannt,

was aber nichts mit der Tätigkeit des Fischers zu tun hat.

 

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Während die Innenseiten fein geschliffen ihre Maserung zeigen,

offenbaren die Aussenseiten alle Spuren der gewachsenen Geschichte.

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Ein erstes Probestück wurde zu folgendem Objekt: Das „Jesusstück“

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Sven Schalenberg

 

Maler und  Zeichner, Freier Bildender Künstler

Wahlheimer Hof 28, 55278 Hahnheim, 06737-710425

 

„ZEIGE DEINE WUNDE“                              „HEILEN HELFET HEILIG“

 

Als Jesus Christus, wie man uns berichtet,

einst aus dem Grabe auferstanden sein soll,

kam einer seiner Jünger, nämlich der heute so genannte „ungläubige Thomas“,

und bremste nüchtern den Elan, schlicht euphorisch zu Glauben .

 

Erst wenn er mit seinen Händen die Wunden greifen kann, will er überzeugt sein.

Thomas sucht die materielle Realität hinter Jesus Auferstehung.

 

 

(Johannes 20, Vers 24 bis 29:

 

Thomas will die Begenung seiner Jünger-Brüder mit Jesus nicht glauben.

Er sagt:

„Es sei denn, daß ich in seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, will ich’s nicht glauben.

 

Johannes 20, Vers 28 bis 31.1008:

 

Ein ander Mal sagt Jesus zu ihm: „Reiche Deinen Finger her und siehe meine Hände, und reiche deine Hand und lege sie in meine Seite, und sei nicht unglaubig, sondern gläubig!“

 

Später zeigt sich ihm Jesus und bietet die Wunden zum Anfassen dar,

was dann dem Thomas bereits genügt.

 

Daraus entwickelte sich der kunstgeschichtliche Topos:

„ZEIGE DEINE WUNDE“.

Erwähnt sei hier nur der grandiose Maler Carravaggio ,

oder Josef Beuys mit seiner spektakulären Installation in München.

Auch in meiner vorherigen Malerei, ebenfalls auf Holzrudimenten,

war das Thema: „Zeige Deine Wunde“ bereits vielfach präsent.

 

Der tausendjährige Angelbaum von Hahnheim,

schon in 19. Jahrhundert geschütztes Naturdenkmal,

musste 1999 gefällt werden.

Dann lag der Rest offen in der Wiese vor dem Friedhof und ging immer mehr in diese ein.

Trotz dem Verfall, bewahrten die Stücke noch ihre Aura und Würde.

Unser Holz hier, nur etwa halb so alt, wie die Geschichte von Jesus,

zeigt auch seine Wunde.

 

Auch dieser Baum war bereits zu Grabe gelegt worden

und steht nun wieder,

nachdem einige Prozesse des Konservierens, also des Heilens darüber gegangen sind.

 

Weiterhin darf und soll er seine Wunde zeigen.

 

Aber auch wir, so muntert uns der vergoldete Spruch auf, sollen unsere Wunden zeigen dürfen.

 

Bei jedem Kind ist es das erste, möglichst Allen seine Verletzung zu zeigen.

Schon Klagen und Jammern zu dürfen, kann hilfreich sein und ist heilsam.

 

Bewahren, Pflegen und Heilen sind Anforderungen nicht nur an die Mediziner,

sondern gelten Jedermann.

Und Jedermann wird durch seine Hilfe, die er gibt, letztendlich auch ein wenig heilig.

 

Bedarf dazu finden wir an allen Ecken der Gesellschaft.

So wird der religiöse Aspekt schnell schon zum säkular Sozialen.

Aber auch der ökologische Aufruf zur Bewahrung der Umwelt

läßt sich von diesem Fürsprecher der Natur ablesen.

Als Zeugnis von einstiger Größe steht er für die beanspruchte Natur,

für Boden und für Heimat.

Damit sind wir dann schließlich auch im historischen Aspekt.

 

Vieles von dem, was dieser Baum erlebt hat ist Innen und Aussen ablesbar.

Kletternde Kinder, Einritzungen, Nägel, Granatsplitter, Betonguß und Efeubewuchs haben Spuren hinterlassen und erzählen von der Vergangenheit.

 

Der Respekt vor dem historischen Werkstück machte mir sehr schnell klar,

daß ich der gewachsenen Struktur größtmöglichen Spielraum geben mußte.

Um eine eigene künstlerische Note hinzuzubringen, kamen die vergoldeten Lettern hinzu.

So war es möglich, formell zurückhaltend und doch inhaltlich prägend,

dem Ganzen Sinn und Titel zu geben.

 

Formal unterschiedlich steigern die Beiden sich, wie in gegenseitiger Kommunikation.

Auch die Beschriftungen ergänzen sich so, daß das Paar eher ein Gesamtwerk bildet.

 

Der eher männlich wirkende Teil ist höher und schulterbetont.

Das eher weiblich wirkende Stück ist vielleicht hüftbetont, beschützend und bergend.

Ebenso wie das männliche Klagen „ZEIGE DEINE WUNDE“, ist dieses weibliche Trösten „HEILEN HELFET HEILIG“ dann ein Aufruf zum Handeln und Reagieren.

 

 

„ZEIGE DEINE WUNDE“    „HEILEN HELFET HEILIG“

 

Das sind zwei Imperative, zwei Aufforderungen zum Handeln.

 

Neben der faszinierenden, gewachsenen Form im Holz

lassen sich eben auch ernste Aspekte wie Verletzung und Heilung,

bis hin zu Tod und eventueller Auferstehung,

aber natürlich auch blos die unendlichen Kurven der Geschichte

vielfältig meditieren

an der Maserung der beiden Seiten des „Angelbaumes“.

 

Sven Schalenberg, Hahnheim, 8.9.2008

 

 

Mehrfach hat der Baum gebrannt.

Erinnerungen an solche Ereignisse sind noch lebendig.

 

Die Flamme des Angelbaum

 

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In 2014 folgen nun neue Objekte aus den verbliebenen Reststücken:

 

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Das Konzept der drei gewichtigen Worte erweist sich als tragend!

 

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Reststücke werden durch Behandlung zu Wert.

 

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Die Objekt zeigen bald, was eigentlich in ihnen steckt.

 

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Formende Eingriffe bleiben möglichst reduziert.

 

Vor 1250 Hahren hieß der Ort noch „Hagenheim“

In Form eines Flügels könnte jenes Stück einst vom Helm des Hagen abgefallen sein.

 

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Ein Hahn darf aber zum heutigen Ortsnamen auch nicht fehlen.

 

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Ein weiterer dreiteiliger Imperativ ist programmatisch für die Begegnung mit Kunst.

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Der kleine Angelbaum ist Abbild aus Eigenholz.
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