Die Erschießung Maxi’s von Österreich
Öl auf Leinwand, 200 x 260 cm, 2006
Sven Schalenberg, Wahlheimer Hof 28, 55278 Hahnheim
Als Fabel wurde diese Arbeit gestartet,
frei nach Goya (Die Erschießung der Aufständischen in Madrid)
und Manet (Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexico).
und natürlich A. Dürer,
dessen Hasen-Aquarell im Exil ist, in Österreich.
Das ist Spaß und das ist Ernst.
Ameisen waren lange Zeit Thema während Schalenbergs Zeit als wissenschaftlicher Zeichner.
Hasen, und vor allem dieser Eine, der Dürer-Hase, war lange Zeit Thema von Schalenbergs freier Malerei.
Beide Tiere also ganz markant für seine Kunst während der 90er Jahre.
Daher sagte auch Andreas Preywisch, Vorsitzender des Essenheimer Kunstvereins,
nach einem Ateliergespräch 2003, er wünsche sich mal ein Bild von mir, in dem Ameisen und Hasen zusammenkommen.
Dann unterhielten wir uns über dessen Liebe zu Goya…
Im Fundus gibt es eine Zeichnung vom 9.8.2004 mit einer Einklebecollage und dem Titel „ant and hare“. Denn irgendwo im Papierkorb fand ich in einem Kinder-Geschenkpapier unter Anderem auch Hase und Ameise und mußte auch gleich an den Andreas denken.
Aber ich war den Dürer-Hasen schon irgendwie auch leid,
vielleicht hätte ich den erschießen können.
Am Jahresanfang 2005 sah ich diese fabelhafte Erschiessungs-Szene dann im Traum und wußte gleich, daß ich dies starke Motiv nun malen muß.
Noch im Bett zeichnete ich locker die erste Skizze und war sehr begeistert.
Preywisch hat seine Version viel später auch bekommen, als unter seinen Künstlerfreunden um einen Beitrag zu seiner Jubiläumsmappe gebeten wurde, fertigte ich ihm noch mal mal eine aquarellierte Zeichnung an.
Erst mal entstanden drei weitere Papierskizzen 2005.
Dann eine Ölskizze auf Malkarton 40 x 60,
welche dann auch schon bald in die Sammlung von Georg Ehlen wanderte.
Georg war auch 2006 viel in unserem Atelier, als das große Bild entstand.
Die gewaltige Resonanz eines Gewehres, also der Rückstoß, müßte eigentlich jede Ameise zum Mond schießen. So grotesk diese Fabel war, so wichtig wurde sie.
Der Dürer-Hase ist überall beliebter Sympathieträger, also ein ideales Opfer.
Das mußte ein bedeutendes Bild werden…
Als Protagonisten setzte ich den allseits beliebten Hasen von Albrecht Dürer ein.
Alb-Recht, Alb-Traum, Alb-Er-Tina, Alb-Um, Max-Im-Um, Um
sind Buchstabenspiele ganz unten am Bildrand.
Max im Alb-Tra-Um.
Ein weißer Hase spielt nun die Häsin.
Ein mit zwei Ameisen besetzter Wachturm macht den ummauerten Hof zum KZ.
Nacht. Der Mond ist abnehmend, und bald weg…, um.
Zwei Gullideckel werden das Blut aufnehmen und in eine andere Unter-Welt leiten …
Die schräg geführte gerade Bodenkante gibt Schriftzeichen frei
Ameisen sind als kleinhirnige Massentiere eh unter hierarchischem Kommando.
Der befehlende Ameisenoffizier zeigt zackig den rechten Winkel und nach oben und auch ein Kreuz, wie auch das vergitterte Fenster dahinter.
Und dann ist da noch dieses mysteriöse Fahrrad im Hintergrund, fast übersehen, nach dem aber nun Alle fragen …
Vielleicht ist dieser Drahtesel die letzte Rettung und bildet das eigentliche Fluchtfahrzeug aus dem Kugelhagel, obwohl es nicht danach aussieht, dass es auch dafür benutzt würde. Aber so eine Lücke sollte, wollte ich mal anbieten.
Es gibt den Gewehrläufen jedenfalls eine ganz wichtige Gegenrichtung und verstärkt damit formell deren Resonanz. Der rote Rennsattel antwortet auch farblich auf die roten Gewehrschäfte.
Aus diesem Mauerwinkel kommt aber keiner mehr raus, es sei denn, jemand springt auf das Human-Rad und ist schneller fort, als alle Läufe verfolgend wenden können.
Das Menschen-Fahrrad bricht auch schon wieder das rein Fabel-hafte.
Bei Goya werden angebliche Aufständische erschossen, mitsamt Anhang.
Hier meine Kopie, 2006 auf Hartfaserplatte
.
Bei Manet gilt die Kugel einem Kaiser und einigen Getreuen.
Hier meine Kopie, 2006 auf Hartfaserplatte
Beide Bilder fertigte ich dann erst einmal als kleine Kopie, die sogar richtig gut wurden. Glücklich, wer die, mittlerweile gut gerahmt, mal abbekommt …
Von Goya übernahm ich die dramatischen Haltungen der seitlichen Opfer und der gestaffelten Täter.
Von Manet die wichtige Trennmauer nach Aussen und die Würde der Hauptfigur und auch Teile vom Titel.
Arnold Müller brachte mir ins Atelier, um mich besser einzustimmen, eine Videokassette mit einer echten Erschießung, frisch im Irak gefilmt.
Das Bild war dann längst fertig, bis ich mich getraute die Kasette auh mal einzulegen und was ich sah war so heftig, dass ich sehr froh war, dass die Malerei vorher schon durch war. Das schlimmste war noch nicht mal der Schuß. Schlimmer fand ich die Minuten davor, als die Delinquenten mit auf dem Rücken gebundenen Händen aus dem Transporter gezerrt wurden, wie Vieh. Solcher Umgang ist wohl wichtig, um die Opfer erst mal zu entmenschlichen. Der Mensch hat dem Menschen gegenüber eigentlich eine natürliche Tötungshemmung, welche man erst mal überwinden muß.
Dazu dient dann wohl auch noch das Stoffsäckchen, das den Opfern um den Kopf gebunden wird. Es dient eigentlich gar nicht dazu, dem Getöteten das Sterben zu erleichtern, sondern vor allem den Schützen das Schießen leichter zu machen.
Man schießt dann auf diesen Stoffsack, hinter dem sich noch etwas befindet.
Würde der Tötende dem Opfer in die Augen sehen müssen, könnte er vielleicht noch verweigern, was ihm spät, aber immerhin seine ureigene Unschuld retten würde.
Das darf die befehlende Regie nicht zulassen!
Sollte sich jemand drehen und den Kommandanten erschießen, so könnte sich kurz etwas Jubel wecken, erhöht dann aber bald nur die Zahl der Delinquenten…
Ist sie aber erst mal gebrochen, diese fromme Reinheit, die schuldlosige Unschuld vor dem angeblichen Sachzwang, von oben deklariert,
so gibt es oft kein Halten mehr…
Henker töten bald in Routine ohne Ende … Terroristen auch.
Ekelhaft sind diese Beamtentypen, die eben solche uni Stoffsäckchen brav gebügelt und gefaltet bereits in ausreichender Anzahl bereit halten!
Ganz wichtig ist im Erschießungskommando auch der Gruppenzwang.
Wenn dann Alle schießen, schießt man eben mit, und gehorcht dem Befehl, mit welchem dem Einzelnen die Verantwortung für sein Handeln eigentlich abgenommen zu sein scheint.
Alle Kriegsverbrecher aller Zeiten versuchten sich selber zu entschuldigen mit dem Befehlszwang. Der Fehler ist wohl, sich überhaupt in diese hierarchischen Strukturen begeben zu haben. Leute: Bleibt frei!
Jede Hegemonie braucht aber diese Struktur, um ihre öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Schuldigkeit wird nach oben geleitet, bzw. ganz nach unten, denn Schuld sind ja eigentlich immer die Verurteilten.
Weg damit!
Nun bin auch ich Carnivore, esse Fleisch und muß damit auch Tiere töten können.
Metzger ist ein gutes Handwerk! Jäger immer auch!
Aber zum Menschen ist da eine göttliche Kluft, die das Tier, das Vieh nie
übersteigen kann, es sein denn in der substituierenden Fabel.
Kunst imaginiert und spielt und bleibt unschuldig.
Kunst soll schön sein, soll Spaß machen!,
selbst wenn sie als Fabel auch Schrecken zeigt.
Man lächelt …
Wie viele Kreuzigungen sind so wundervoll gemacht und begeistern rein formell, durch Pinselführung und Anmut? Schön! Auch wenn Thema schlimm.
Wie viele Poster wurden gedruckt vom Schrei von Munch?
Aber warum gibt es kein Walt-Disney dazu? Kein Donald Duck mit Maschienenpistole? Allerdings gab es Dick und Doof im Schützengraben.
Immerhin Blalla W. Hallmann hatte in seinen Bildern die Micky Maus gekreuzigt.
Der ganze Kunst-Kram des Bananensprayer begann damit, dass er eine unschuldige Banane ans Kreuz genagelt hatte, und von der öffentlichen Wirkung selber überrascht emporgetragen wurde zur Weltberühmtheit.
Auch die Kreuzigung malte ich dann bald mal als Fabel.
Schön! Gab auch Ärger…
„ … Jesus zum Affen machen? Das geht gar nicht!…“
Leute, ja wer denn sonst? Der Affe ist als echter Primat, den anderen schon so weit voraus, wie der Jesus Euch!
Zur Kunstmesse am Rheinufer trugen wir zu zweit das großartige Bild noch zu Fuß.
Dort konnte ich dann dem Kulturminister Jürgen Zöllner die Details erklären.
Ich wusste: Es war DAS highlight der Messe!
Danach mußte ich bei jeder show Transporter mieten…
Das große Bild war wichtig, aber so schwer zu transportieren, dass ich noch eine kleinere Version wollte, denn das Motiv war doch zu stark, um es einzumotten.
In 2011-12 habe ich noch mal eine kleinere Leinwand, in 50 x 70 gemalt
und nach ihrem Atelierbesuch gleich an Elke Loeffler verkauft, die sich ganz spontan unglaublich in diese Hinrichtung verliebt hatte.
Ihr, sie liebender Partner hatte es ihr dann auch gerne geschenkt.
Sie war überglücklich – ich verstand es kaum, war aber auch froh.
Nachdem ich ihr das Bild nach Jugenheim gebracht hatte, rauchten wir noch eine, oder zwei. Sie war starke Raucherin. Ich wollte eigentlich aufhören.
Im Sommer 2012 verstarb sie dann ganz plötzlich an Herzversagen
und als ich später davon hörte, dachte ich, ach, das Bild war sie selber !,
zwiefach gespalten, beidseits, sie hatte ihren Tod vielleicht schon geahnt.
Auf dem Boden vor den Hasen hatte ich, ich weiß nicht, warum, im Blut ein Herz gemalt und die Flinten wurden nun plötzlich zu Lunten.
Langsam habe ich dann auch das Rauchen aufgegeben.
Um.
Auch auf dem nächsten Bild vom Ende 2012, erkennt man ein Herz am Boden.
Ich brauchte ja wieder eine neue transportable Version.
Seine Bestimmung, überall leicht die Ausstellungen zu rocken, hat dann auch diese dritte Leinwandversion noch nicht erfüllt.
Ich bin halt auch immer weniger agil…
und kümmere mich nur noch um Produktion für das Archiv
und die Pflege dessen …
Auch von meiner zweiten Großtat, dem „Auf, wir pflanzen ein Apfelbäumchen…“ machte ich deshalb eine transportable Leinwand in 80 x 100,
welche ebenfalls gleich schon im Atelier verkauft wurde…
Das Bild müßte ich deshalb auch noch mal wiederholen,
aber ich kann es schon gar nicht mehr, körperlich.
Der Wert dieser Bilder steigt damit!
Nun fragt ein alter Bekannter nach Repro-Daten zur großen Erschießung…
Gut!
Gut allein schon, daß er sich nach Jahren wieder an das 2006 mal Gesehene erinnert. Immerhin habe ich nun wegen ihm auch diesen wertvollen Bericht verfasst.
Er verspricht, auch nur die eigene Wand damit zu schmücken,
und nicht gleich handelnd Weitere zu printen…
Von mir aus aber kann er gerne reich werden mit den Bilddaten, wenn er mich angemessen an seinem Gewinn gerecht beteiligt…
Denn das Bild hat, wie manches auch in meinem Depot,
tatsächlich internationales Potential…
Leute, macht Euch große und auch kleine Abziehbilder
und klebt sie Euren Kindern ins
Poesie-Alb-Um…
Jener, mittlerweile auch Freund, hat nun sein sehr gutes Repro in Breite von 1,40 m.
Er will nun auch in den Handel mit Reproduktionen in beliebiger Größe einsteigen…
Weitere Bilder möchte er bald in großer Auflösung bei mir aufnehmen,
und anbieten…
Einen alten Freund konnte dieser Text bereits dafür erwärmen.
Als Dritten ließ ich mir gleich auch ein kleines mitmachen, um es hier verlockend zu diskutieren…
Sven Schalenberg, 20.07.2024