zum Kreuz

Zum Kreuz.

 

Das Opfer ist von größter Bedeutung.

Der Karfreitag ist mir wichtiger, als Weihnachten und Ostern zusammen.

So bleibt mir das Kreuz bitteres Gewaltsymbol,

Zeichen einer Hinrichtungsart der Römer, unter Anderen.

Genauso könnten wir eine Guillotine über den Altar hängen,

einen Gasschlauch, eine MP oder die Giftspritze,

wäre die Geschichte ein wenig anders verlaufen.

Und jedes Mal erinnert mich ein Kreuz an das Martyrium von Jesus Christus.

 

Immer noch!

Auch an das Martyrium der Jünger und so vieler Heiliger, auch an Spartakus.

Es wächst damit zum Symbol der Gewalt an sich,

bzw. der Opferrolle in der Hinrichtung.

Und es bietet mir an: Grade den anderen Weg.

Jedesmal entscheide ich mich unter dem Kreuz – für das Kreuz!

 

Die Kirchengeschichte hat dieses Mordwerkzeug in den Mittelpunkt einer Religion gestellt, aber in ihrer Begeisterung auch verklärt

und bis zur süßesten Süßigkeit verunstaltet.

Schon an Ostern war das Kreuz eigentlich Geschichte, hatte ausgedient, Holz eben.

Als dann umgekehrtes Hoffnungszeichen taugt mir das Kreuz nicht.

Höchstens dadurch, dass sich noch so viele Andere zu diesem Weg bekennen.

Mit der Kreuzabnahme ist alles dann Folgende jenseits dieser opfernden Hinrichtung.

Nachdem Es vollbracht ist, sind die Mittel nur Geschichte, wie am Tag zuvor.

 

Man kann sagen: Jesus ist zum Kreuz gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde.

 

Abstrakt, als grafisches Zeichen ist es einfach schön:

Treffpunkt und Standpunkt, die Himmelsrichtungen, Den herrlichen Rechten Winkel, Radiale und Tangentiale, Mathematisch in ästhetischer Schönheit für Aufeinandertreffen der verschiedensten Dimensionen, nicht nur im kartesischen Koordinatensystem.

Geheiligte Hölzer in Mainz-Mombach

Grosses Weinkreuz, von halbrechts, Geheiligte Hölzer in Mainz-Mombach

Meine Hölzer sind oft sterbende Stücke, die mit ihrer natürlichen Aura am Rande des Vergehens von vergangener- und von unserer Zeit berichten.

Das Rebholz hat religiösen Kontext,

so dass die Kombination von Wein und Kreuz spannend ist.

 

Wer denkt, dass zwei beliebige Stücke zusammengeschraubt rasch ein gutes Kreuz bilden, wird merken, dass viele Variationsmöglichkeiten möglich werden, und dass die wirklich Guten viel Überlegung brauchen, mit künstlerischen Entscheidungen.

Geheiligte Hölzer in Mainz-Mombach

12. DaubenKruzifix,
Geheiligte Hölzer in Mainz-Mombach

Bei der Arbeit mit den Rebhölzern lernte ich viel über die scheinbar simple Kreuzesform.

Es gilt eine mit Geist zu finden!

 

Ein Malerfreund unterstellte mir mal Probleme, weil ich häufiger das Kreuz thematisierte, so wie er den, offensichtlich perversen, Christen eine verborgene Freude an diesem Leid nachsagte. Ich weiß, dass er eine harte Kindheit hatte und unter Druck erzogen wurde. Er meinte aber, ich male dort mein eigenes Leid.

Ernst nehmend, musste ich ihm doch widersprechen.

 

Ich suche nicht den Kreuzestod.

Das Symbol des Leides ist kein verklärter Masochismus.

Es geht aber um erinnernde Empathie

und alle unschuldig Getöteten könnten da auch stehn.

Jener Christus gibt dem Kreuz und dem Tod aber eine ganz besondere Verbindung nach oben, mit einer kosmischen Relevanz, über die Zeiten hinaus.

 

Also aber befasse ich mich wieder neu mit Überlieferung, mit Geschichte!

Überraschenderweise finden sich noch immer neue Formen dazu.

 

Sven Schalenberg,

Wahlheimer Hof 28, 55278 Hahnheim, Tel: 06737-710 425,

www.Schalenberg.de, e-mail: Schalenberg@web.de,

7.2.2012 und 5.9.2021